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Klangfiguren

Klangfiguren sind sichtbar gemachte Schwingungsvorgänge von Tönen. Hier begegnen sich Naturwissenschaften, Musik und Kunst in einer faszinierenden Vielfalt. Klangfiguren ermöglichen auch einen neuen Zugang zur eigenen Stimme und zur Wahrnehmung von Tönen, gerade in der Sprachheil- und Hörgeschädigtenpädagogik.

Wellenkreise in einem chinesischen Bronzebecken, Margarete Löwensprung Die Erforschung von Schwingungsphänomenen hat eine lange Geschichte. In China gab es schon im 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung Wasserbecken aus Bronze, die durch Reiben in Schwingung versetzt wurden. Damit können verschiedene Muster und sogar eine Fontäne erzeugt werden. In der Antike entwickelten die Pythagoräer ein nach den Prinzipien des Hörens erfahrbares Weltbild. Ernst Florens Friedrich Chladni entdeckte im 18. Jahrhundert die nach ihm benannten Klangfiguren. Im 20. Jahrhundert prägte der Forscher Hans Jenny den Begriff „Kymatik“, abgeleitet von dem griechischen Wort „kyma“ für Welle.

Chladni’sche Klangfigur, Labor Löwensprung, Foto: Christa Pilger-Feiler Das bekannteste Beispiel sind die "Chladni'schen Klangfiguren". Eine am Mittelpunkt befestigte und mit Sand bestreute Platte wird am Rand mit einem Bogen angestrichen, so daß ein Ton zu hören ist. Dabei wird der Sand von den stark schwingenden Feldern weggeschleudert und bleibt an den ruhenden Knotenlinien liegen. So entsteht eine Klangfigur. Auf nebenstehender Abbildung ist der Schwingungsgeber ein Sinusgenerator. Die Figur verändert sich, sobald man einen anderen Ton erzeugt und wiederholt sich, sobald wieder der erste Ton gespielt wird.

Lichtreflex in einem schwingenden Tropfen: Margarete Löwensprung, 1989, Fotos: Christa Pilger-Feiler Ein Glas Wasser genügt, um Töne sichtbar zu machen. Aber auch andere elastische, feste und flüssige Medien zeigen faszinierende Schwingungsmuster, wenn sie periodisch angeregt werden. Klangfiguren zeigen oft verblüffende Ähnlichkeiten mit Formen in der Natur, z. B. dem Aufbau einzelliger Lebewesen, Anordnungen im Pflanzenreich, dem Bau von Skeletten, den Sechsecken der Schneekristalle und Bienenwaben oder Gitterstrukturen der Kristalle, um nur wenige Beispiele zu nennen.

„Hören mit den Augen“, Kinder einer Sprachheilschule, Margarete Löwensprung, 1988, Foto: Christa Pilger-Feiler Klangfiguren können ebenso mit der menschlichen Stimme erzeugt werden. Dafür entwickelte Margarete Löwensprung ein Tonoskop, das besonders sensibel auf gesungene Töne reagiert und eine Vielzahl verschiedener Klangfiguren abbildet. Kinder haben genau wie Erwachsene großen Spaß am „Hören mit den Augen“ und lassen sich durch die Vielfalt der Muster anregen, phantasievoll und frei mit ihrer Stimme zu spielen. Es gibt viele Möglichkeiten der Sinneserfahrung mit Klangfiguren, sowohl für Hörende, die ihre Stimme kennenlernen und stabilisieren wollen, wie auch für die, deren Hörsinn eingeschränkt ist.

Veranstaltungshinweise gibt es hier

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[Abbildungen 2-5: Klangfiguren von Margarete Löwensprung, Fotografin Christa Pilger-Feiler, München 1989]